Noch bevor die «neue» Fasnacht überhaupt angefangen hat, trägt das modernisierte Programm der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft (LFG) bereits Früchte. Dies widerspiegelt sich etwa in zahlreichen Gäste-Reservationen für den neuen Fasnachtsabend «Iiheize i de Beize» sowie in vielen Anmeldungen auftretender Kleinformationen. Erleichterung und grosse Freude über das bereits Erreichte lassen den LFG-Vorstand (das Büro) denn auch darüber hinwegsehen, dass einzelne Guggenvertreter – nach den gemeinschaftlich beschlossenen Modernisierungsschritten – nun eigenartigerweise nicht mit der LFG am selben Strick ziehen wollen.
Dieser Beitrag ist am 11. Februar 2025 in der Lokalzeitung Unter-Emmentaler erschienen.
Bericht und Einschätzung von Patrick Jordi, «UE»-Redaktor und Fasnächtler.
Die guten Nachrichten zuerst: Der auf die Fasnacht 2025 hin neu ins Leben gerufene Anlass «Iiheize i de Beize» – der Ersatz-Event für den früheren Gönnerabend – scheint beim Publikum auf grosses Interesse zu stossen. «Um die 300 Tickets konnten bereits verkauft werden, und bis zur Fasnacht dauert es ja noch einen ganzen Monat», sagte Fasnachtsoberin Renate Niklaus vor den versammelten Cliquenchefs anlässlich der Organisationssitzung der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft von Anfang Februar.
«Dies ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr!», brachte sie ihre Freude zum Ausdruck. Das Restaurant Neuhüsli sei am Freitagabend bereits restlos ausverkauft, im Bären seien nur noch ganz vereinzelt Plätze frei, so das Zwischenfazit von der Reservationsfront.
Gut durchmischtes Programm
Doch nicht nur bei den Gästen scheint das neue Konzept «Iiheize i de Beize» gut anzukommen, sondern auch bei den auftretenden Formationen. Insgesamt 14 Cliquen – eine bunte Mischung aus Schnitzelbänken, Guggen und Kleinformationen – hätten sich für den Unterhaltungsabend angemeldet, berichtete Niklaus. Diese werden am Abend des 7. März durch die mitmachenden Lokale tingeln und die Fasnachtsstimmung in den Beizen ein erstes Mal so richtig anheizen.
Aber aufgepasst: Nicht jede Clique tritt überall auf; grössere und kleinere Formationen sowie Schnitzelbänke (das Rundum-Programm quasi) sind im Bären, im plaisir49 (Haslibrunnen) sowie im Neuhüsli zu hören. Ein etwas schlankeres Programm, bestehend aus einigen Schnitzelbänken und Kleinformationen, kann in der Kaffee-Fabrik, im Chrämi und im Feiss & Heimlich genossen werden.
«Nach den doch recht einschneidenden Änderungen, die betreffend Freitagabend beschlossen worden waren, standen bei uns zunächst schon gewisse Unsicherheiten im Raum. Wir fragten uns: Kommt es wirklich gut? Heute dürfen wir jedoch bereits ein erstes Mal ein positives Zwischenfazit ziehen und erleichtert verkünden: Ja, die Umgestaltung des Freitagabends ist richtig und scheint sich zu lohnen», so die Fasnachtsoberin.
«Kunterbunti Spunte Tour»
Positiv fällt die Zwischenbilanz auch bezüglich des neu gestalteten Sonntagabends aus: Hier weicht der ehemalige Schnitzelbankrundkurs einem neuen Programmpunkt, der den Namen «Kunterbunti Spunte Tour» trägt. Der Clou: Eine im Gegensatz zum Schnitzelbankrundkurs etwas weniger starre Struktur; also eher ein Kommen und Gehen der auftretenden Kleinformationen im Sinne einer klassischen Beizenfasnacht (wie früher).
Die «Kunterbunti Spunte Tour» kommt daher auch gänzlich ohne Moderatoren aus; die Beizer und Cliquen haben sich – mit etwas Schützenhilfe der LFG – quasi selbst organisiert und stellen so am Sonntagabend in den mitmachenden Restaurants eine durchgehende Unterhaltung von 19 Uhr bis circa 22.30 Uhr sicher. Beteiligt an diesem Programm sind der Bären, das plaisir49, Feiss & Heimlich, das ala carte, die Kaffee-Fabrik, das Pöstli und das Chrämi (Reservationen in den Restaurants erforderlich).
«Wir haben von den mitmachenden Beizen bereits gute Rückmeldungen zum angepassten Programm am Sonntagabend erhalten, dem Reservationsstand zufolge werden die Restaurants ihre Stuben und Säle ziemlich gut gefüllt haben», sagte eine sichtlich zufriedene Fasnachtsoberin.
Ausscherende Cliquen
Bis hierhin herrschte an der Organisationssitzung eitel Sonnenschein. Büromitglied Markus Huber, Verbindungsmann der LFG zu den Guggenmusiken, war es dann, der die allenthalben vorherrschende Harmonie und Freude doch noch etwas trüben musste. «Ein Deal im Zuge der gemeinschaftlich beschlossenen Änderungen des Fasnachtsprogramms war, dass die Guggenmusiken künftig dafür sorgen werden, dass sowohl am Sonntag nach dem grossen Umzug als auch am Montag nach dem Kinderumzug auf der Gasse ein lückenloses Unterhaltungsprogramm bis spät in die Abendstunden sichergestellt werden kann – leider stellen wir fest, dass es Guggen gibt, die sich hier offenbar aus der Verantwortung ziehen wollen», brachte es Huber mit markigen, eindringlichen Worten auf den Punkt. Er sprach von total vier Cliquen, die sich bis dato immer noch nicht in die gemeinsame Auftrittsliste, die zwecks Koordination der Guggenauftritte erstellt worden war, eingeschrieben hatten – und das trotz wiederholter Aufforderungen dazu.
Für Aussenstehende mag dieser Sachverhalt den Anschein eines «Sturms im Wasserglas» haben. Wer jedoch die Hintergründe der beschlossenen Programmänderungen genauer kennt, der weiss, dass den rund 18 Guggenmusiken, die der LFG angeschlossen sind, eine nicht unwesentliche Rolle bei einer nachhaltigen, erfolgreichen Umsetzung der sogenannten «Fasnacht 2025+» zukommt.
Das kleine Zugeständnis der Guggen
Zur Erklärung: Die Guggenmusiken waren es nämlich, die jahrelang darauf gepocht hatten, am bestehenden Fasnachtsprogramm (endlich) etwas ändern und Modernisierungsschritte vollziehen zu können. Nach Jahren des Einwirkens auf die LFG sowie nach der Durchführung eines umfassenden Workshop-Verfahrens im Spätherbst 2023 konnte sodann ein zeitgemässes, auf das Publikum und die aktiven Fasnächtler zugeschnittenes Programmpaket geschnürt und beschlossen werden, das nun an der Fasnacht 2025 ein erstes Mal ausprobiert wird. Und dieses neue Programm beinhaltet eben auch Punkte, von denen die Guggenmusiken massgeblich profitieren können – ein aktives Mitwirken und Mitziehen der Guggen wird dementsprechend vorausgesetzt.
Einer dieser Profit-Punkte für die Guggen ist, dass die Fasnacht neu schon am Freitagabend eröffnet wird und somit bereits dann, einen Tag früher als sonst, draussen in den Gassen musiziert werden darf. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aufhebung der partiellen Auftrittssperre, die während des Schnitzelbankrundkurses gegolten hatte. Neu dürfen die Guggen am Sonntagabend – parallel zur «Kunterbunti Spunte Tour» – überall und ungehindert in den Gassen auftreten.
Gerade für die grossen Cliquen eröffnen sich durch das modifizierte Fasnachtsprogramm also völlig neue Freiheiten und Möglichkeiten. Der von Markus Huber angesprochene «Deal» – das Zugeständnis also, zu dem sich die Guggenmusiken im Rahmen der Workshops mündlich bereiterklärt hatten – muss in Anbetracht der neuen Freiheiten als winzig, wenn nicht sogar als lächerlich simpel bezeichnet werden. Es ist ein Zugeständnis, das für die Guggen weder mit Einschränkungen noch mit grossem Aufwand verbunden ist.
Die grosse Mehrheit der Guggen hat den Win-win-win-Charakter dieses «Deals» – dreimal «Win», weil selbst das Publikum massgeblich von diesen Änderungen profitieren kann – denn auch vorbehaltlos erkannt und sich verantwortungsbewusst für die frei wählbaren Auftrittsfenster am Sonntag- und Montagabend eingetragen.
Eindringlicher Appell an die Säumigen
«Zu einem Deal gehören immer zwei Seiten – wir vonseiten LFG haben unsere Pflicht erfüllt», richtete sich Markus Huber in seinem Appell noch einmal eindringlich an die vier Guggenformationen, die – aus welchen Gründen auch immer – nun offenbar nicht am selben Strick mit der LFG und den übrigen Guggenmusiken ziehen wollen. «Ich erwarte, dass die säumigen Guggen auf mich zukommen und wir so die Lücke, die insbesondere den Montagabend betrifft, noch schliessen können», so Huber.
Zwei Tage später, am Düudäpp-Apéro beim Choufhüsi (siehe Bildlegenden), war Markus Huber zu entlocken, dass sich einige der betreffenden Guggen als Folge der «Ansage» an der Organisationssitzung nun doch noch einsichtig und kooperativ gezeigt hätten – immerhin. Damit muss man für den Moment wohl zufrieden sein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Cliquenchefs erlebten letzte Woche eine bittersüsse, weil nicht restlos harmonisch verlaufene Planungssitzung. Die bitteren Momente waren allerdings kurz und überschaubar. Und was an Nachgeschmack trotzdem nicht ganz verfliegen wollte, wurde spätestens am Samstagvormittag beim Düudäpp-Apéro mit zwei, drei Gläsern Weisswein vom ala carte restlos hinuntergespült. Die Fasnacht «2025+» kann also kommen!


Letzten Samstag um 11.11 Uhr weihte Fasnachtsoberin Renate Niklaus zusammen mit dem LFG-Büro, Komiteemitgliedern und einem erweiterten Personenkreis den traditionellen Fasnachtsvogel Düudäpp ein. Seine Präsenz zwischen «UDL» und Choufhüsi ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass es bis zur Langenthaler Fasnacht nur noch wenige Wochen und Tage dauert.

Der Düudäpp steht auf einem knapp 650 Kilogramm schweren Sockel. Ein Werbeposter auf halber Höhe weist auf die verschiedenen Plakettenarten hin und zu welchen Eintritten diese berechtigen. Informationen über die erhältlichen Plaketten und die verschiedenen Vorverkaufsstellen sind auf www.lfg.ch zu finden.
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