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Grandioses Vanlife mit einigen Schattenseiten

Erfahrungen eines Neulings

 

Kürzlich war ich für 12 Tage und 11 Nächte mit einem Camping-Bus auf dem Peloponnes in Griechenland unterwegs. Es war meine erste richtige Vanlife-Erfahrung. Und sie war gut. Sehr gut sogar.

Als Reisender, der die Vorzüge des individuellen und spontanen Vorwärtskommens sehr zu schätzen weiss, könnte ich jetzt ein Loblied singen auf das Leben und Urlaubmachen mit dem Camperbus (Van). Doch ich denke, es gibt bereits genügend Berichte darüber, wie toll und befreiend dieser Lifestyle sein kann. Hier eine gute SRF-Doku dazu.

Wichtiger zu erwähnen ist an dieser Stelle vielleicht, dass das Ferienmachen im Van nebst den vielen positiven Aspekten auch ein paar Schattenseiten mit sich bringt. Dinge, an die man vielleicht nicht sofort denkt, wenn man sich dazu entschliesst, in einem mobilen Heim seinen Urlaub zu verbringen.

Hier meine „Top 3“ dieser sogenannten Schattenseiten:

1) Beim Schlafen wird‘s eng!

Beim Campen in Griechenland war ich mit meinem Partner unterwegs. Wir haben einander wirklich sehr gern. Und das ist aus meiner Sicht eine ziemlich wichtige Voraussetzung dafür, dass der Campingurlaub ein Erfolg werden kann. Denn im „Büssli“ ist es eng. Sehr eng sogar. Darüber kann leider auch die vollständige Ausstattung mit Küche, Esstisch, Bad und Bett nicht hinwegtäuschen. Man kommt einander automatisch sehr nahe.

 

Zu zweit sind die spärlichen Platzverhältnisse tagsüber eigentlich kaum ein Problem. Aber nachts, wenn man auf der heruntergeklappten, ca. 1,45 Meter breiten Liegefläche sein Plätzchen einnehmen muss, wird’s jeweils schon ziemlich kuschlig. Dessen sollte man sich bewusst sein.

 

Camping mit dem Partner / der Partnerin wird vor diesem Hintergrund (hoffentlich) kein Problem darstellen.🙈 Darüber hinaus sollte man sich aber möglicherweise gut überlegen, mit wem man den Bus teilen möchte. Idealerweise mit jemandem, den man gerne in seinen „personal space“ hineinlässt. Enge Vertrauenspersonen gehören da vermutlich noch dazu, losere Freundinnen und Freunde aber unter Umständen bereits nicht mehr.

2) Bei einem Unfall ist die Kaution ziemlich sicher futsch!

Wer kein eigenes Campingfahrzeug besitzt, wird in der Regel auf einen Mietwagen ausweichen müssen. Wir taten dies ebenfalls. Buchung und Kontakt: alles online. Die Abwicklung hat bestens funktioniert. Bei unserer Ankunft auf dem Peloponnes mussten wir unserer Kontaktperson, dem Van-Besitzer, eine Kaution von 1‘500 Euro überreichen (in bar). Dies für den Fall, dass wir mit dem Bus einen Unfall bauen, was glücklicherweise nicht passiert ist. Bei der Rückgabe erhielten wir den Absicherungs-Betrag also vollumfänglich zurück. Worauf ich dabei eigentlich hinaus will: Bei einem Mietfahrzeug mit Barkaution fährt meines Erachtens immer auch ein bisschen das (schlechte) Gewissen mit. Jedenfalls war das bei uns so der Fall.

 

Denn uns beiden ist es wichtig, mit Material und Besitztum sehr sorgsam umzugehen (ob mit eigenem oder gemietetem, spielt dabei eigentlich gar keine Rolle). Es hätte uns bestimmt wahnsinnig geärgert, hätten wir die 1‘500 Euro wegen einer Unachtsamkeit in den Sand gesetzt. Nicht, weil wir uns das nicht leisten könnten. Aber einfach deshalb, weil wir mit unserem Geld grundsätzlich sehr bewusst umgehen und nichts davon unnötigerweise aus dem Fenster schmeissen wollen.

 

Wer also so denkt wie wir, wird möglicherweise immer ein bisschen wie auf Eiern fahren, wenn er mit einem gemieteten Campingbus unterwegs ist. Das Motto lautet: Bloss keinen Schaden verursachen! Dies kommt in Griechenland mit seinen unzähligen Schlaglöchern, engen Strassen und offensiven Verkehrsteilnehmenden umso mehr zum Tragen. Auf die Dauer kann es etwas ermüdend sein, solche Gedanken ständig im Hinterkopf zu haben.


3) Igitt! Der Pipitank ist voll

Wir waren in der Nebensaison unterwegs. Will heissen: Alle Campingplätze auf dem Peloponnes waren zu. Das ist an sich kein Problem, denn wildes Campieren ist in Griechenland geduldet. Wir waren mit unserem Fahrzeug also total autark unterwegs. Strom hatten wir via Solarpanels und Fahrzeugbatterie. Wasser konnten wir an Tankstellen und bei Dorfbrunnen nachfüllen. Alles easy also, wäre da nicht noch die Sache mit dem Bord-WC.

 

Denn: Wenn keine Campingplätze offen haben und man stattdessen auf wilden Stellplätzen übernachtet, kommt man um die Benutzung desselbigen fast nicht herum. Was uns betrifft: Wir hatten uns darauf geeinigt, bloss das kleine Geschäft auf der Bord-Toilette zu verrichten. Für umfangreichere Geschäfte wurden Restaurants und dergleichen angesteuert. Doch selbst dann, bei dieser Regelung, gelangt man irgendwann an den Punkt, da der Pipitank voll ist.

 

Also muss er geleert werden. Wir taten dies, wenn‘s so weit war, weitab vom Schuss, irgendwo in der freien Natur, wo es niemanden gestört hat. Letztlich alles halb so wild also, es hört sich ekliger an als es ist. Wer sich aber - wie wir - im Vorfeld noch nie gross Gedanken über die kleinen und grösseren Herausforderungen des Campinglebens Gedanken gemacht hat, könnte bei der Konfrontation mit körpereigenen Ausscheidungen möglicherweise noch auf die Welt kommen.

Sorry fürs Kopfkino. Wer die heile Instagram-Welt vorzieht, kann gerne auf meinem Profil vorbeischauen … 😜👉 patrick_jordi

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