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Zwei Dinge, die ich in London wieder so machen würde

 

Wenn ich mehrere Wochen am Stück auf Reisen bin, schwöre ich normalerweise darauf, so wenig wie möglich vorauszuplanen. Dadurch ergeben sich immer wieder spontane, wunderbare Begegnungen; ausserdem tun sich während der Reise durch eine eher spärliche Planung oftmals ungeahnte Möglichkeiten auf.

 

So schön es wäre, diese Haltung auch auf einem Städtetrip an den Tag zu legen ... es gelingt mir leider nicht im gleichen Ausmass. Jedenfalls dann nicht, wenn mein Trip in die Grossstadt nur wenige Tage und Nächte dauert. In diesem Fall will die Zeit gut ausgenutzt sein. Unliebsame Überraschungen und Zufälle möchte man möglichst vermeiden.

 

So konnten mein Freund und ich nicht umhin, unseren London-Trip von Ende Januar ein kleines bisschen vorauszuplanen. Und ich bin nach wie vor recht froh darüber, denn dadurch waren gewisse Situationen, die stressig hätten sein können, letztlich doch sehr entspannt. Entspannt sein kann ein Städtetrip aber auch dann, wenn man gewisse Tätigkeiten, die für solche Reisen als unverzichtbar gelten, ganz einfach weglässt. Auch das haben wir getan.

 

Zuerst ein Beispiel für etwas, das wir vorausgeplant hatten. Dann ein Beispiel für eine bewusste Unterlassung.

 

Geplant: Abendessen in Wunschlokalitäten

 

Zugegeben: Es kostete mich ein bisschen Zeit und setzte eine Internet-Recherche im Vorfeld voraus. Aber als ich schliesslich während des Städtetrips am Abend ganz entspannt zur Wunschzeit am Wunschtisch im Restaurant meiner Wünsche sass, klopfte ich mir in Gedanken auf die Schultern und gratulierte mir innerlich zu meinen vorgezogenen Bemühungen.

 

An zwei von drei Abenden, die wir in London verbrachten, hatten wir Reservierungen zum Essen – und diese hatte ich, weil wir beide auf etwas ausgefallene Food-Konzepte und mehrgängige Tasting-Menüs stehen, bereits rund drei bis vier Wochen im Voraus online getätigt. Zu recht, wie sich zeigte, denn Spontanbesuche wären in unseren Wunschlokalen an diesen Abenden nicht möglich gewesen. Tolle Restaurants mit ausreichend Kapazitäten gibt es in London zwar zuhauf; wer spontan etwas sucht, wird also ganz bestimmt fündig werden. Doch eben gerade die Lokale, die besonders hoch gehandelt werden (Stichwort "Internet-Recherche" 👉 viele andere tun dies auch 👉 ein Hype um die beliebtesten Lokale entsteht), sind – soweit ich es beurteilen kann – vom Platzangebot her oftmals eher klein und deshalb ohnehin ständig überfüllt.

 

Die Vorausplanung hat sich für uns also gelohnt. Ich würde es beim nächsten Städtetrip wohl erneut so machen – trotz meiner Abneigungen gegenüber zu viel Vorhersehbarkeit und Anti-Spontaneität. 

 

Übrigens fast noch besser als die Tatsache, dass man bei dieser Vorgehensweise auf Nummer sicher im Restaurant seiner Wünsche speisen kann, ist für mich der Umstand, dass man während des Städtetrips tagsüber keinen einzigen Gedanken mehr an das Abendessen verschwenden muss. Keine langwierigen Diskussionen mit dem Gegenüber darüber, wo es abends hingehen soll. Keine mühsame Vor-Ort-Recherche auf Tripadvisor. Kein frühzeitiges Aufbrechen, um noch vor der Rushhour in einem vermeintlichen In-Lokal auf gut Glück einen Tisch ergattern zu können. Nichts dergleichen. Zu tun gibt es tagsüber eigentlich nur noch eins: sich entspannt auf den Abend freuen!

Pidgin

 

9-gängiges Tasting-Menü für 65 £ p. P.

 

52 Wilton Way

London, E8 1BG


12:51

by Chef James Cochran

 

5-gängiges Tasting-Menü für 45 £ p. P.

 

Am Dienstagabend kann man seine eigenen Getränke mitbringen.

 

107 Upper Street

London, N1 1QN


Unterlassen: das klassische Sightseeing

 

Für viele dürfte es DER Grund schlechthin sein, weshalb man überhaupt zu einem Städtetrip aufbricht: Sightseeing. Also ein Abklappern sämtlicher Gebäude, Plätze und Infrastrukturen einer Stadt, die gemäss einer Übereinkunft der Massen als besonders sehenswert gelten und deshalb persönlich aufgesucht werden müssen. Ich selbst hatte noch nie viel übrig für diese klassische Form des Sightseeings. Vor allem zwei Dinge stören mich daran. Einerseits halte ich es für äusserst unentspannt, da sich an den beliebten Sightseeing-Standorten in aller Regel sehr viele (unachtsame) Menschen aufhalten. Andererseits finde ich die Tätigkeit an sich schon fragwürdig, denn Sightseeing impliziert, dass man die Sehenswürdigkeiten bloss (ganz kurz) anschaut – und ab geht's zur nächsten Station! Wohl die wenigsten Städtereisenden nehmen sich die Zeit, sich mit dem auseinanderzusetzen, was sich hinter der Sehenswürdigkeit verbirgt bzw. welche Geschichte damit zusammenhängt. Zuoberst auf der Prioritätenliste dürfte wohl eher stehen, mit dem Smartphone hübsche Bilder für Instagram & Co. zu schiessen.

 

Unser Sightseeing in London war also inexistent bzw. beschränkte sich auf einen sehr ausgedehnten Vormittagsspaziergang entlang der Themse, in westlicher Richtung von der Tower Bridge bis zum Hyde Park. Im Zentrum stand dabei weniger das Angucken der Sehenswürdigkeiten als vielmehr die Bewegung an der frischen Luft. Bloss um der Handybilder willen hätten wir die Sightseeing-Plätze bestimmt nicht aufgesucht.

 

Sightseeing macht für mich eigentlich nur dann Sinn, wenn man eine bestimmte Sehenswürdigkeit unbedingt besuchen will. Im Falle eines Museums beispielsweise deshalb, weil man einen persönlichen Bezug dazu hat und sich brennend für die Ausstellungsstücke interessiert. Andernfalls beschränkt man das Sightseeing lieber aufs Internet: dort gibt es die besten Bilder & Videos zu sehen, man erhält umfassende Erklärungen zu den Sehenswürdigkeiten – und den (oftmals) überteuerten Eintrittspreisen kann man auf diese Weise sogar auch noch aus dem Weg gehen.

 

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