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Biografie eines weitsichtigen Geschäftsmannes

 

Die Forschungsstiftung Langenthal hat kürzlich im Rahmen der Langenthaler Heimatblätter ein neues Werk herausgegeben: Gewürdigt wird mit einer «Langenthaler Biografie» der visionäre Unternehmer, Politiker und Familienvater Peter Geiser-Egger (1902–1955). Rund 80 Personen fanden sich Ende November im Haslibrunnen zur Vernissage ein, wo das Buch feierlich eingeweiht wurde.

Anfang 2023 hätte ich nicht damit gerechnet, dass gegen Ende 2023 mein Name auf einem Buchcover stehen wird.
Anfang 2023 hätte ich nicht damit gerechnet, dass gegen Ende 2023 mein Name auf einem Buchcover stehen wird.

 

Diese Buchbesprechung wurde verfasst für die Lokalzeitung Unter-Emmentaler.

 

«Der Langenthaler Peter Geiser-Egger war nicht nur ein ausgesprochen arbeitsamer und weitsichtiger Geschäftsmann, sondern auch eine Person, die in besonderem Masse dazu befähigt war, sich in die Gefühle und Gedanken anderer Personen hineinzuversetzen. Dieser Hang zur Empathie sowie generell eine hohe menschliche Kompetenz werden ihm nach seinem frühen Tod auch in Nachrufen attestiert, so etwa von seinen engen Freunden Ernst Morgenthaler (Maler) und Bundesrat Ernst Nobs.» Mit dieser Zusammenfassung wird das neue Werk auf der Buchrückseite angepriesen.

Wer die eben erschienene Biografie liest, muss unweigerlich feststellen, dass Peter Geiser-Egger beileibe kein gewöhnlicher Zeitgenosse war. Er hat als Unternehmer, als Humanist und Künstler Langenthaler Geschichte geschrieben.

Dass das Buch nun veröffentlicht werden konnte, ist vor allem Peter R. Geiser zu verdanken. Der jüngste Sohn des 1955 im Alter von bloss 53 Jahren viel zu früh verstorbenen Peter Geiser-Egger hatte den Wunsch und die Idee, das Leben seines visionären Vaters mit einer Biografie zu würdigen. «Ich selbst bin jetzt 78-jährig – wer weiss, wie lange die Erinnerungen an meinen Vater bei mir noch präsent sind?», scherzte Peter R. Geiser an der Buchvernissage, die Ende November im Haslibrunnen in Langenthal stattfand.

 

Zweiteiliges Werk

Die lebhaften Erinnerungen und Anekdoten von Peter R. Geiser waren es, die den beiden Autoren Simon Kuert und Patrick Jordi unter anderem dabei halfen, die Geschichte von Peter Geiser-Egger in die Form eines 120-seitigen Buches zu bringen. Die Biografie ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil stammt von Simon Kuert, ehemaliger Pfarrer und früherer Stadtchronist von Langenthal. In minutiöser Recherche hat dieser nicht nur die persönliche Lebensgeschichte von Peter Geiser-Egger aufgearbeitet, sondern auch andere spannende Hintergründe in das Werk mit einfliessen lassen, etwa die Herkunft der Langenthaler Geiser. Man erfährt, dass der Name «Geiser» bereits 1492 erstmals auftaucht, und zwar in den Rechtsquellen des Oberaargaus, wo ein sogenannter «Heini Geiser, Fürsprech aus Roggwil» erwähnt wird.

In der Folge wird im Buch auf verschiedene Langenthaler Geiser eingegangen, die im 20. Jahrhundert als in der Öffentlichkeit bekannte Unternehmer aufgetaucht sind. Einer von ihnen, ein besonders herausragender Zeitgenosse, war der Mann, dem die nun erschienene Biografie gewidmet ist. Er war der Spross von Ernst Geiser-Kohler, der am 16. Februar 1889 als 19-jähriger Sohn des Langenthaler «Geiser Beck» mit einem Inserat die Gründung seiner eigenen Firma ankündigte – ein Geschäft, das mit Knochenmehl und Kunstdünger handeln wollte. Bald nach der Geschäftseröffnung kam ein weiteres Handelsprodukt hinzu: Tafelobst. Damit war der Grundstein gelegt für die spätere Erfolgsgeschichte der Geiser-Firmendynastie. «Äpfel, Kartoffeln, Getreide und Futtermittel – das sind die Hauptprodukte, bei welchen die Aktiengesellschaft Ernst Geiser AG in Langenthal als Bindeglied zwischen Landwirt und Konsument wirkt. Das Familienunternehmen, das zu den Grössten im privaten Agrarhandel zählt, feiert heuer (1989) das 100-Jahr-Jubiläum», lautete der feierliche Ton, der 1989 in einem Artikel der Tageszeitung «Der Bund» angeschlagen worden war.

 

Neuer Schwung und Optimismus

Peter Geiser trat 1923 ins Geschäft seines Vaters Ernst Geiser ein. Damit begann eine neue Epoche, denn Peter brachte neuen Schwung und Optimismus in die Firma. Während dreier Jahrzehnte prägte er als kraftvolle und dynamische Persönlichkeit die Firma. In jene Jahre, in denen der Vater noch mit den Söhnen die Firma führte, fällt der beginnende Import von hochwertigem ausländischem Kartoffelsaatgut. Der schweizerische Kartoffelanbau kam dadurch einen entscheidenden Schritt weiter.

Vor seinem Eintritt in den Familienbetrieb verbrachte Peter Geiser zwei Jahre in Südamerika, wo er im argentinischen Santa Fe als junger Kaufmann arbeitete. Einen Teil seiner Erlebnisse in dieser Zeit verarbeitete er in dem «Köbi»-Buch, das in vielerlei Hinsicht für sein Leben typisch ist. Dieses Buch nimmt deshalb im Rahmen der Biografie von Peter Geiser-Egger eine besondere Stellung ein. Ihm, dem «Köbi»-Buch, ist der zweite Teil der Biografie gewidmet. Darin beleuchtet Journalist und Autor Patrick Jordi die familiäre und feinfühlige Seite des visionären Geschäftsmanns. Denn Kunstfreund Peter Geiser-Egger brachte seinerzeit die Meisterleistung zustande, nebst seinen zahlreichen privaten und beruflichen Engagements auch noch Kinderbücher für seine drei Söhne zu verfassen. Eines davon, das letzte «Köbi»-Buch, ist ein besonders kunstfertiges und enthält nicht nur selbst gedichtete Erzählungen, sondern auch eigenhändig angefertigte Zeichnungen sowie weitere spannende Details.

 

Kleine «Lektionen» für die Söhne

Mit den Kinderbüchern wollte er seinen Söhnen etwas mit auf den Lebensweg geben, daran besteht kein Zweifel. Die Werke enthalten moralische Anspielungen und kleine «Lektionen», die der Vater seinen Kindern in Wort und Bild vermitteln wollte. Dass ein vielbeschäftigter Unternehmer wie Peter Geiser-Egger es fertigbrachte, derartige Kunstwerke zu schaffen – und dies notabene in einer Phase (um 1952), in welcher das Geiser-Firmenkonglomerat bereits weitverzweigt war und es an zeitintensiven Herausforderungen bestimmt nicht mangelte –, grenzt an ein kleines Wunder. Aber vielleicht spürte der gesundheitlich angeschlagene Familienvater schon damals insgeheim, dass seiner Lebenszeit enge Grenzen gesetzt sind.

Peter Geiser-Egger merkte, dass mit seinem Herz etwas nicht in Ordnung war. Die Gesundheit verschlechterte sich. Seinem Freund Bundesrat Ernst Nobs schrieb er von einer seiner letzten Kuren am Thunersee: «Mutterseelenallein schlenderte ich durch die Landschaft. Ich kam mir vor wie auf Himmelspfaden, oder wie in einer Art Warteraum zum Himmel, wo man etwa demnächst das Aufnahmeexamen abzulegen hätte … Wenn etwa das Herz widernatürlich pöpperlet, so kommen einem solche Gedanken …».

Das «widernatürliche Pöpperlen» endete am 23. November 1955 – an diesem Tag verstarb Peter Geiser-Egger, im Alter von bloss 53 Jahren.

Der Ehemann und Vater hinterliess seine jüngere Ehefrau Suzanne und seine Söhne Christoph, Hector und Peter. Letzterer ging in die vierte Klasse, als er vom Vater Abschied nehmen musste.

Fast auf den Todestag genau 68 Jahre später, am 22. November 2023, fand nun im Langenthaler Haslibrunnen die Vernissage mit Einweihung der Biografie von Peter Geiser-Egger statt. Sein jüngster Sohn, Peter R. Geiser, war sichtlich gerührt und bedankte sich bei der Forschungsstiftung Langenthal sowie beim Herausgeber Verlag, die nebst den beiden Autoren massgeblich am Entstehungsprozess der neusten Langenthaler Biografie beteiligt gewesen waren.

 


Gut zu wissen:

Peter Geiser-Egger (1902–1955) – Unternehmer, Politiker, Familienvater. Eine Langenthaler Biografie von Simon Kuert und Patrick Jordi. Herausgegeben von der Forschungsstiftung Langenthal. 13,5 x 20 cm, 120 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-907437-02-5. Jetzt online erhältlich beim Herausgeber Verlag (herausgeber.ch) oder direkt im lokalen Buchhandel. Preis: 25 Franken.

 

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